Gäste fragen teilweise nach Bären-Show im Arosa Bärenland
Betritt man das Arosa Bärenland, findet man sich erst in einem schmalen Gang, ausgestattet mit Ketten und Informationstafeln in verschiedenen Sprachen. Die Ketten erinnern an die schlechten Haltungsbedingungen, denen die Aroser Bären vor ihrer Rettung jahrelang ausgesetzt waren.
In einer Nische erzählt das Bärenland von der mittlerweile verstorbenen Bärin Jambolina, die in einem Zirkus auftreten musste. Ihr Vorstellungs-Röckli ist in einem winzigen Gefängnis aufgehängt, auf einem Bildschirm läuft ein Film, der einen der zweifelhaften Auftritte zeigt.
Was dabei befremdlich wirkt, sind Gäste, die diesen Film amüsiert anschauen, ihn mit dem Handy abfilmen und fragen, wenn denn die Show mit den Bären gezeigt würde. «Die sehr wenigen Gäste, welche uns gezielt auf die erwartete Show ansprechen, klären wir gerne auf», schrieb das Arosa Bärenland auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und bestätigte die Szene, welche eine Besucherin vor Ort erlebte.
In den allermeisten Fällen würden diese Gäste die Erklärungen der Tierpflegenden vor Ort «voller Verständnis» aufnehmen. Dabei werde aufgezeigt, dass die Bären aus schlechter Haltung befreit wurden und ihnen im Arosa Bärenland ein artgemässes Leben ermöglicht wird. Da habe eine vom Menschen bestimmte Show keinen Platz. Ganz wenige Gäste seien davon so enttäuscht, dass sie das Bärenland schon bei der Kasse verlassen, so die Verantwortlichen weiter.
Bären lernen intuitives Verhalten
Die allermeisten Gäste würden hingegen verstehen, wofür das Bärenland stehe. So konnte dem 2019 aus Albanien geretteten Bären Meimo in Arosa ermöglicht werden, dass er in der natürlichen Umgebung intuitives Verhalten erlernt. Er hat angefangen, seine Beute zu verstecken und teilweise sogar darauf zu schlafen, wie es Bären in freier Wildbahn eben auch tun.
Einzig die 2022 aus Skopje gerettete Bärin Jamila zeige in Frustsituationen noch Verhaltensstörungen aus der Gefangenschaft. Dabei geht sie monoton hin und her und wirft den Kopf in den Nacken. Dies komme in vielfältigen Situationen vor. Selbst für die Tierpflegenden sei nicht immer erkennbar, welchem Frust die Bärin ausgesetzt ist. Die Störungen würden aber weniger. Bei Jamilas Bruder Sam und den anderen beiden Bären Amelia und Meimo seien die Störungen bereits grösstenteils verschwunden.
Kein fünfter Bär
Der fünfte Platz im Arosa Bärenland bleibt vorläufig unbesetzt. Das harmonische Zusammenleben und Wohlbefinden der vier Bären habe für die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die hinter den Bärenrettungen steht, und die Stiftung Arosa Bären oberste Priorität. Die Aufnahme eines zusätzlichen Tiers würde die Bären sozial weiter fordern, negative Auswirkungen auf deren Sozialverhalten seien nicht auszuschliessen, hiess es auf Anfrage weiter.
Ursprünglich war der fünfte Platz von der 2020 aus der Ukraine geretteten Zirkusbärin Jambolina beansprucht worden. Doch sie verstarb nur eineinhalb Jahre später unerwartet an einem akuten Herz- Kreislaufversagen bei einer Narkose während einer Zahnbehandlung.