Rettungswagen fahren an der Notfallstation in Wattwil vorbei
Mit viel Einsatz sei nach der Schliessung des Spitals Wattwil mit der Berit Klinik eine Nachfolgelösung gefunden worden, die unter anderem einen 24-Stunden-Notfall garantiere, schrieb SP-Kantonsrat Martin Sailer in seinem Vorstoss.
Die bisherigen Erfahrungen hätten nun aber gezeigt, dass lediglich rund fünf Prozent der Notfälle im Toggenburg in der Berit Klinik landeten. Stattdessen würden andere öffentliche Spitäler bevorzugt.
Die Regierung solle nun erklären, was der Grund sei, dass die Rettungswagen Wattwil «in den meisten Fällen» umfahren müssten. Die Bevölkerung wolle Klarheit, so der SP-Parlamentarier. Sie wolle «möglichst schnell zur besten Notfallversorgung gefahren werden».
Höchstens zwei Nächte
In ihrer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme erklärte die Regierung, dass «nach geltenden Beschlüssen von Regierung und Kantonsrat» nur dann Patientinnen und Patienten in die Notfallstation in Wattwil gebracht werden dürften, wenn eine ambulante Behandlung möglich sei oder «eine stationäre Behandlung mit einer Aufenthaltsdauer von höchstens 24 Stunden erfolgt».
Die Zahlen von 2022 hätten aber gezeigt, dass in Wattwil 20 Prozent der insgesamt 494 stationären Patientinnen und Patienten drei oder mehr Nächte hospitalisiert waren. Das Gesundheitsdepartement habe deshalb der Berit Klinik im Juli 2023 mitgeteilt, «dass nur noch stationäre Aufenthalte mit höchstens zwei Nächten» akzeptiert und vergütet würden.
Das Personal der «Rettung St. Gallen» entscheide jeweils, in welche Behandlungseinrichtung jemand eingewiesen werde, schilderte die Regierung den Ablauf. Bis Ende September seien rund acht Prozent der Patientinnen und Patienten aus dem Toggenburg, die eine Notfallbehandlung benötigt hätten, nach Wattwil gebracht worden.
Leistungsauftrag ohne Beschränkung
Die Erklärungen des Gesundheitsdepartements stossen bei der Berit Klinik auf Widerspruch. «Wir haben einen Leistungsauftrag für die Notfallversorgung, der keine zeitliche Beschränkung enthält», erklärte Peder Koch, CEO der Berit Klinik AG, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Sache sei «sehr speziell».
Früher seien pro Monat 50 Patientinnen oder Patienten in der Notaufnahme in Wattwil aufgenommen worden, nun seien es noch 10 Personen. «Die Grundversorgung des Toggenburgs ist uns wichtig», sagte er. Die Entwicklung werde deshalb keinen Einfluss auf das Angebot der Berit Klinik in Wattwil haben.