Richter weist Carlos Ghosn aus seinem Wohnsitz in Beirut aus
Ghosn, der Ende 2019 nach seiner Flucht aus Japan, wo er strafrechtlich verfolgt wurde, Zuflucht im Libanon gefunden hatte, legte am Freitag Berufung gegen die Räumungsentscheidung ein, wie es weiter hiess. Ghosn und seine Ehefrau müssen «das Anwesen (...) innerhalb eines Monats räumen», wie es in einem Dokument steht, das von der französischen Nachrichtenagentur AFP eingesehen werden konnte.
Das luxuriöse Anwesen im Stadtteil Achrafieh hat einen geschätzten Wert von 19 Millionen US-Dollar und ist auf das libanesische Unternehmen Phoinos registriert, so der Gerichtsbeamte. Phoinos hatte demnach 2019 das rechtliche Verfahren eingeleitet und Carlos Ghosn der «Verletzung von Privateigentum und des Aufenthalts in dem Anwesen ohne Rechtsgrundlage» beschuldigt.
Laut dem Gerichtsdokument behauptete Ghosn, dass das Unternehmen mit Nissan verbunden sei, dass «das Anwesen (...) als sein Wohnsitz gekauft worden sei und dass es eine mit Nissan unterzeichnete Vereinbarung gebe, die ihm das Recht einräume, dort zu wohnen».
Veruntreuung und Luxuswohnungen
Ghosn, der die libanesische, französische und brasilianische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde Ende 2018 in Japan festgenommen, wo er wegen mutmasslicher finanzieller Verfehlungen, besonders Veruntreuung von Firmengeldern, während seiner Zeit als Chef des Renault-Nissan-Mitsubishi-Konzerns vor Gericht gestellt werden sollte. Ausserdem soll er Unternehmensvermögen für private Zwecke veruntreut haben, um damit Luxuswohnungen in vier Ländern zu finanzieren.
Ghosn, bis Januar 2019 CEO von Renault-Nissan-Mitsubishi, beteuerte seine Unschuld und prangerte ein «Komplott» an, das seiner Meinung nach von Nissan mit Unterstützung der japanischen Regierung geschmiedet wurde, um ihn zu stürzen und so eine engere Verbindung mit Renault zu verhindern.