WHO warnt vor Risiken durch lückenhafte Überwachung von Vogelgrippe
«Bislang wurde keine Übertragung von Mensch zu Mensch gemeldet, weshalb die WHO das Risiko für die Allgemeinheit weiterhin als gering einstuft», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag. «Unsere Fähigkeit, dieses Risiko einzuschätzen und zu bewältigen, wird jedoch durch die weltweit begrenzte Überwachung von Influenzaviren bei Tieren beeinträchtigt.»
Nach WHO-Angaben hatten die USA in der vergangenen Woche einen vierten Fall eines an Vogelgrippe erkrankten Menschen nach Kontakt zu infizierten Milchkühen gemeldet. Kambodscha hatte zwei Krankheitsfälle bei Kindern gemeldet, die mit kranken oder toten Hühnern in Kontakt gekommen waren.
«Zu verstehen, wie sich diese Viren bei Tieren ausbreiten und verändern, ist wichtig, um Veränderungen zu erkennen, die das Risiko von Ausbrüchen beim Menschen oder das Potenzial für eine Pandemie erhöhen könnten», sagte der WHO-Chef weiter.
Die WHO rief alle Länder dazu auf, die Influenzaüberwachung und -meldung bei Tieren und Menschen zu verstärken sowie über die Landesgrenzen Proben und Gensequenzen auszutauschen. Auch forderte sie mehr Forschung zur Vogelgrippe und einen besseren Schutz für Beschäftigte in der Landwirtschaft, die mit infizierten Tieren zu tun haben könnten.
Das Vogelgrippevirus H5N1 hat in den vergangenen Monaten zunehmend auf Säugetiere übergegriffen, unter anderem auf Milchvieh in den USA. Auch mehrere Menschen infizierten sich bereits, was Befürchtungen einer drohenden Pandemie weckte. Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, bezeichnete angesichts der Ausbreitung von H5N1 in den USA das Vogelgrippevirus als möglichen Auslöser für eine kommende Pandemie.